12.12.2020 (ML)

der tod. schon wieder. und schon wieder geht es um einen mord. um einen, an den sich allerdings vermutlich bald niemand mehr erinnern wird, denn wer hat ihn schon wahrgenommen? zu weit weg, zu entsetzlich, um mit uns was zu tun zu haben, kein bisschen popkulturell und den namen des ermordeten kann sich hierzulande eh keiner merken, zu fremd klingt der name, dass man ihn erst gar nicht auszusprechen versucht.

schwer ist es freilich nicht: ruhollah zam.

eine kurze meldung wert. vor ein paar tagen, zwischen lockdownsplänen und sportnachrichten – wie weit wohl die skispringer innen heute fliegen – haben, so hieß es, die iranischen autoritäten – !!! – das todesurteil bestätigt. heute wurde das urteil vollstreckt, ein noch lapidarer satz – den vermutlich die meisten sender nicht einmal gebracht haben. ein todesurteil für den kritischen journalismus. verhängt und vollstreckt, nachdem ruhollah aus dem ausland unter mysteriösen umständen, wie es hieß, in den iran verschleppt wurde.

ich schreibe m nach teheran. schreibend reden wir über tod und trost. woher nimmt der mensch seinen mut, frag ich mich, wohlwissend, dass ich nach meinem mut frage. wir zünden beide eine kerze an, mehrere zeitzonen voneinander entfernt.

denke ich an mut und an ruhollah, dann denke ich auch an milena, milena jesenska. an all ihren mut und ihren satz:

darüber sollte man weinen. man sollte sich ein herz fassen und ganz inbrünstig das leben lieben …