30.12.2020 (MD)

Ich fahre am Morgen aus der kleinen Stadt, in die wir gezogen sind, in einen noch kleineren Ort, um zu arbeiten. Ein anderes Zimmer, ein anderer Tisch, als die Zimmer und die Tische, die wir vielleicht irgendwann einmal zuhause nennen werden. Und vor dem letzten Haus eines Dorfes, durch das ich gerade gefahren bin, da steht ein älterer Mann und zupft an dem Kragen seiner dunkelgrauen Jacke, die er vielleicht Anorak nennt. Und er hebt sich kaum ab von dem dunkelroten Grau der Klinker des Hauses und dem weiß-blau schimmernden Grau des Horizonts, dem tiefen blauen Grau des Autos, neben dem er steht und dem schwarzen Grau des Asphalts, auf dem ich fahre und auch nicht von dem dumpfen grünen Grau der Felder weiter hinter dem Haus, und doch kann ich deutlich sehen, wie er mir zuwinkt und nickt und dabei lächelt. So wie im Süden des Kontinents ältere Menschen Vorbeifahrenden zuwinken oder ihren Kopf wippen lassen, während sie auf einer Bank, die vor ihrem Haus steht, sitzen, und in das Vertraute schauen und in das sich scheinbar immer gleichende Bild, das sich da vor ihnen ausbreitet. Und sie winken und nicken. Als hätten sie nie etwas anderes gemacht, ja, so als seien sie glücklich in diesem Moment, dass sie bereits vor Jahren angekommen oder gar nicht erst aufgebrochen sind, wie die Menschen, die da an ihren Häusern, ihren Feldern und Wäldern und Steppen vorbeifahren.