Auf dem Weg zu dem Friedhof in Dresden-Leuben, wir laufen zwanzig Minuten, reden wir ohne Pause, über das, was alles vorgefallen ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Und über früher. Und über das, was geschehen ist, was noch einige Jahre vor diesem früher liegt. Als ich neben meinem Großvater am Grab seiner Frau stehe, weinen wir beide, als wären wir allein. Und ich kann spüren, wie schmerzlich er sie vermisst. Auch ich vermisse sie. Und ich kann ihre Stimme deutlich hören. Wie sie Anweisungen und Ratschläge gibt. Wie immer höre ich nur halb hin. Denn ich weiß, was sie mir sagen möchte.
Ich kann mich nicht erinnern, meine Großmutter jemals vermisst zu zu haben. Alle ein zwei Wochen haben wir miteinander telefoniert, alle zwei drei Monate haben wir uns gesehen. Und dann wusste sie auch schon immer alles, und ich habe mich jedes Mal gefragt, wie macht sie das, wieso weiß sie das schon? Wusste sie aus irgendeinem Grund doch nicht alles, dann dauerte es keine fünf Minuten, und sie schaffte es, durch das Telefon hindurch das zu erfahren, was sie wissen wollte. Ich habe sie nicht vermisst, weil sie irgendwie immer da war.