als wir fünf vor zehn zu hause ankommen, sagt k, unsere eltern wären schockiert, wie systemkonform wir geworden sind. fünf minuten vor der sperrstunde. es war die längste nacht des jahres – die wir seit vielen jahren feiern, mit feuer im wald, mit selbstausgedachten ritualen, glückwein im alten topf, direkt im feuer aufgewärmt, mit rituellen rauchundrauschmitteln. im vorfeld sammeln wir immer holz, für die lange, ewig lange nacht. diesmal waren wir zu dritt – zwei haushalte, ein feuer, ein garten, kein wald, reichlich abstände, zugeteilte und nicht geteilte zigaretten.
wenigsten bei rot über die ampel. eine zweispurige, leere straße. wir fahren und es klingt nicht einmal als trost.
vor dem weihnachtsessen (kleinere runde, zugelassene anzahl) werden wir schnell getestet. von a., sie ist ärztin, hat für jede und jeden einen test gekauft und stattet uns pünktlich eine stunde vor dem gemeinsamen essen ein arztbesuch ab. sie kommt in maske und steckt uns ein stäbchen tief in die nase (gefühlt ins hirn) und geht wieder – wir warten dann auf das ergebnis wie auf ein schwangerschaftstest. auch hier gilt: zwei striche.
der abend ist wunderschön, noch schöner als sonst, sagen wir im chor. (wir sind alle freigetestet worden und es macht nichts, dass wir unsere gläser verwechseln.) und wir kochen auch immer besser. rotweinflecken auf weißen laken, frisch vom bett runtergezogen, für die tafel, wachsspuren und schnaps. es wird sehr spät. fast so, als wäre alles wie sonst. oder: wie früher???
morgen ist das jahr zu ende. schnapszahljahren sind keine guten jahren, herr kraus, hätte jetzt eine gewisse figur sagen können. morgen nach mitternacht, glaube, liebe, hoffnung, wird alles anders und besser als es bisher war.
kennt ihr den glitzersekt eigentlich? (muss man schon haben) (eigentlich)