12.06.2021 (MD)

Seit ein paar Stunden bin ich wieder in Leipzig. Wieder in dem Hotel. Und auf den gepflasterten Fußwegen und auf den Bordsteinkanten und auch auf dem Asphalt der kleinen Straßen des Viertels sitzen Menschen und unterhalten sich, während sie rauchen oder nicht rauchen und einem Bier das nächste folgen lassen. Manche trinken auch Wein, manche trinken Schnaps mit Bier und Wein, Mixgetränke und Softdrinks, manchmal auch mit Schnaps, Wein und Bier.
Und die dort sitzenden Menschen führen Gespräche, die sie nur unterbrechen, um an eine der Hauswände zu pissen oder um ausgiebig zu lachen, Gespräche, die eine Kraft ausstrahlen, als hätten die dort sitzenden Menschen ihr ganzes bisheriges Leben nie etwas anderes gemacht als sich zu unterhalten oder als würde noch heute, in dieser Nacht, all das, was das Leben ausmacht, gesagt werden müssen. Und ab und zu, so scheint es, hat der eine und die andere ein sprichwörtliches Lied im Ohr und beginnt zu singen, oder glaubt, zu singen.
Und während ich auf den Rechner blicke und all diese Geräusche und Inhalte der meist belanglosen Gespräche durch das Fenster zu mir vordringen, da glaube ich, mich an die Stadt im Sommer zu erinnern, die ich, wie so viele andere Menschen, meist um die nächste Ecke wusste.