ich habe die zeit vergessen, einfach so. die letzte zugfahrt war eine dauerhafte grenzüberschreitung, dabei spielten die landesgrenzen eigentlich gar keine rolle. das innere drängte sich nach außen, und umgekehrt, es gab keinen halt mehr, die nerven lagen blank, der zug fuhr weiter in seinem rhythmus, ich aber drehte mich immer schneller um mich selbst, starrer blick und kekse. am brenner dann die sich aufdrängende grausamkeit lieblicher landschaftsidyllen. seit vielen jahren schon beginnt mein magen zu rebellieren bei dem anblick sogenannter idyllischer landschaften, alles zieht sich zusammen, ich ahne die abgründe hinter blumenverhängten häusern, weißen stickdeckchen und bilderbuchvorgärten. am brenner kulminiert es. nicht zum ersten mal. schauder und starre. kurz vor dem sturm. der kommt hier nie allein, immer bewaffnet und in uniform, schnellen schrittes, beinahe brüllend – bleibt bis innsbruck und geht nie ohne folgen an uns vorbei. für den rest der fahrt kippt außen nach innen. obwohl ich weiß, ich hätte nichts tun können, habe ich trotzdem nichts getan. die brave scham im rachen. brechreiz. die bahn bietet erneut einen heißgebrühten kaffee an.