24. März 2020 (NH)

Die Vergangenheit ist aber auch immer noch vorhanden. Noch mehr vorhanden als die Zukunft, wenn man mich fragt. Gestern sind drei Geschwister, so um die 9, 8 und 5 Jahre alt, Rollschuhe gefahren – um den einen Teich im Johannapark. Ich war unterwegs zum Lebensmittelladen, wo ich seit Mitte Februar aushelfe. In meiner Manteltasche hatte ich eine Arbeitnehmerbescheinigung, eine Art Passagierschein, der mir erlaubt unterwegs zu sein. Den ganzen Tag habe ich an die Fahrt gedacht, mir ausgemalt, wie unheimlich alles sein würde, vor allem nachdem ich eure Einträge gelesen habe. Und ich fast allein in der Stadt unterwegs, weil systemrelevant, wisst ihr? Ich hatte gehofft, angehalten zu werden, damit ich jemandem meinen Passagierschein zeigen konnte. Als ich das Haus verlassen habe, hatte ich kurz Kribbeln im Bauch. Mir kam es aber nicht sonderlich unheimlich vor. Kinder sind Rollschuh gefahren. Niemand hat mich angehalten. Der einzige  Polizisten, den ich gesehen habe, wurde fürs Fernsehen geinterviewt vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Glaubt ihr nicht, dass wir die Krassheit dieser Tage ein wenig übertreiben? Die Gefahr ist erstmal virtuell. Kennt ihr jemand, die die Krankheit hat oder hatte? J kennt jemanden von der Arbeit, der sie vom Skiurlaub mit zurückgebracht hat.

Hat jemand was von M gehört? Ist er noch in Bergamo?

Das obere Schloss ist seit vorgestern kaputt. Wird euch aufgefallen sein. Bitte jetzt nur das mittlere und untere zuschließen. Sonst kommen wir irgendwann nicht mehr rein (oder raus).