Im Osten der Stadt hängen jeden Tag mehr Bettlaken an den Fenstersimsen. Auf den Laken steht etwas von Solidarität, und häufig wird gefordert, das Camp Moria zu schließen, die Grenzen zu öffnen. Und ich denke an diese Betonhalle auf der Insel Chios, die den Namen Tampakika trug, wahrscheinlich wird sie noch immer so genannt, und fühle mich schlapp und hilflos. Und wir fahren nach Hause, und ich frage mich, was ich hier mache und wann ich Teil des sich einigelnden Wir geworden bin, und weiß natürlich, dass ich schon immer ein Teil von diesem großen und bequemen Wir gewesen bin, es immer sein werde, und frage mich dennoch.
Später, weder um achtzehn Uhr noch um einundzwanzig Uhr, höre ich jemanden klatschen oder singen, lese ich einen Kommentar von einem Pfleger, der in der taz u. a. schreibt: »Hört auf, den Pflegenden die Wange zu tätscheln, und kümmert euch um die alten, kranken, vulnerablen Menschen. Ja, auch die, die Europa gerade in Moria verrecken lässt …« Und weiter: »Klatscht, wenn ihr euch besser fühlt. Es ist aber völlig klar: Ihr beklatscht euch selbst, und ihr tut das öffentlich, damit jede*r von eurer Großherzigkeit erfährt. Davon, dass ihr euch besser fühlt, wird nichts gut, es macht euch nur unempfindlicher gegenüber dem Leid der anderen.«