Vielleicht liegt es an der Zeitumstellung, vielleicht am Wetter, vielleicht gibt es einen neuen Pegel der Normalität. Es ist Sonntag, und wir schließen um elf Uhr die beiden Haustüren auf, sind die ersten, die unser Haus an diesem Tag verlassen. Auf dem Weg bis in den Friedenspark sind wir fast allein. Dafür hängen heute noch mehr Laken an noch mehr Fenstersimsen. Auf den meisten steht #leavenoonebehind geschrieben. Meinem Sohn gefallen die Laken, vielleicht, weil sie im Wind flattern. Wären es nur zwei Laken oder drei, fände ich sie wahrscheinlich lächerlich. In der Masse jedoch gefallen sie mir auch. Und während ich versuche, das zu verstehen, und keine Antwort darauf finde, warum mir eine große Anzahl an Laken gefällt, ich ein einzelnes jedoch als lächerlich empfinde, da habe ich Angst vor mir selbst.
Am Nachmittag regnet es und wir hüpfen in den Pfützen auf dem leeren Parkplatz und versuchen durch die Pfützen hindurch Fußball mit dem Basketball zu spielen. Dann warten wir noch einige Minuten vor der Tiefgarage. Es fährt kein Auto hinein und es kommt kein Auto heraus. Zuhause malen E. und N. einige Bilder. Ein Bild mit einem Regenbogen hängen sie an ein Fenster zur Straße hin. Damit andere ihn sehen können, und vielleicht auch, damit wir ihn morgen oder an einem anderen Tag sehen können.