21.04.2020 (ML)

die unterführung, die in den park vor meiner haustür führt, ist fast schon so was wie das connewitzer tor in den auwald (niedrig, ranzig, zugetaggt, beklebt, besprüht, alles, was dazu gehört). seit vielen tagen ist die eine wand nun voll mit empörten sprüchen gegen gewalt gegen frauen und femizide. die könnten an sich überall und zu jeder zeit zu sehen sein, ihre berechtigung haben sie leider immer. aber ihr plötzliches erscheinen am “connewitzer tor” hatte auch einen auslöser. es dauerte ein paar tage, bis ich darüber erfahren habe. dabei bin ich an dem tag sogar durch den wald gelaufen, am nachmittag, es war warm und sonnig, und ich habe mich gewundert, warum die polizei ein stück des waldes abgesperrt hat, habe aber meinen tatort-gedanken wieder verjagt (dachte stattdessen vorurteilsbeladen etwas über polizei und immer kleiner werdende freiräume). er stimmte aber. fast direkt vor meinen fenstern, nachmittags im auwald, da, wo so viele nun seit wochen spazieren oder joggen gehen, wurde eine junge frau (die mit ihrem kind unterwegs war) von ihrem ex-freund ermordet. das hat nichts mit der jetzigen situation zu tun, und auch nicht mit dem milieu, in dem man (frau nicht, die weiß es besser) gern solche taten verortet: den berichten zufolge – beide akademiker*innen. erzieht eure söhne. patriarchat tötet. nach wie vor.