kein tanz in den mai, keine demos, stattdessen: biedermeier – blumen auf dem balkon, selbst gebackenes brot und ein wochenende im garten. davor: eine lange nacht und ein warten auf den regen.
ich erinnere mich an den mai vor zwei jahren. ich hatte da ein stipendium in brno, die partnerstadt von leipzig. es war sehr heiß. die ersten tage waren frei und ein freund von mir kam spontan mit. alle hatten frei und auf mich wartete nur ein schlüssel in einem kuvert, das ich an einen anderen ende der stadt, zumindest fühlte sich das damals in der hitze und mit dem gepäck so an, bei einem pförtner abholen musste. mit diesem schlüssel probierten wir alle vierzehn türen des hauses aus, dessen adresse auf dem kuvert stand, die vierzehnte tür, ganz oben, ging schließlich auf. durch zufälle sind wir dann in eine hippie-siedlung am rande der stadt unterhalb eines ehemaligen tagebaus gekommen, mitten in ein straßen- bzw. ein gassenfest, es gab selbstgebasteltes, selbtsgekochtes, selbstgebackenes und selbsteingewecktes. dazu gezapftes bier und viel musik auf engsten raum. ich denke noch immer an die vielen farben, gerüche und töne, an unseren nackten füße und das kalte bier. abends waren wir noch im theater, und trafen dann eine gemeinsame freundin in einer bar. ich habe diesem freund am ersten mai geschrieben, ob er sich auch noch erinnert. er schrieb, ein talbecken war es, vielmehr eine mulde, abseits von zeit und raum. so wie wir jetzt,