16.06.2020 (ML)

ich habe mich in den zug gesetzt. zwei masken hatte ich dabei, eine wasserflasche, eine tupperdose mit radieschen und keksen und eine ganze portion vorstellungen, wie es sein wird/sein könnte. ob ich den bahnhof noch erkenne? ich habe ihn erkannt, er ist leerer geworden, aber sonst hat sich nicht allzu viel geändert. ich kaufe mir sogar wie immer eine zeitung für die fahrt. fast als wäre nichts passiert. als wäre alles wie immer. nur dann. am bahnsteig.

der zug fährt ein, abstände werden eingehalten, masken auf- bzw. beim aussteigen sofort wieder abgesetzt. es gibt sehr viel platz im zug. wir verhalten uns alle so, als hätte man uns programmiert. suchen uns sitzplätze dort, wo niemand anderes sitzt. es wird kaum geredet. und es sind eben diese minimalen verschiebungen, die etwas gruseliges in sich tragen. in welchem science-fiction-film bin ich denn gelandet und was wird wohl noch alles kommen? die züge bleiben recht leer. die ganzen  fünfundhalb stunden. ich fahre ans meer. ich halte immer noch ausschau nach delfinen.