09.04.2021 (ML)

ich habe das meer verlassen und das haus, in dem ich wieder wohne, wurde  kalt. am morgen gab es kein möwengeschrei mehr vor meinem fenster, dafür aber schnee. als wäre ich mit dem zug nicht von nord nach süd, bzw. mitte gefahren, sondern in eine andere welt. immer mehr menschen verharren in der quarantäne, schon wieder. eine verkettung der zyklen. ich sitze in der bibliothek, die früher bücherei hieß und sich heute national nennt, auf meinem reservierten platz, mit meinen desinfizierten büchern, mit maske, abstand und sehr viel platz. manchmal tauche ich so tief hinein in ein buch, dass ich kurz vergesse, wo ich sitze, wie ich sitze und dass es hier nur halbe gesichter um mich herum gibt.

und dann kam die sonne. pünktlich zu baudelaires 200em: wie schön ist doch die frisch erwachte sonne! (untergang der romantischen sonne)