05.08.2021 (MD)

Du fährst vom Norden in den Süden. Und dann weiter in Richtung Osten. Und immer weiter hinein ins Gebirge. Bis du den Sommer vergisst, weil es gefühlt seit Stunden, ja, vielleicht auch seit Tagen regnet, und es so kalt ist, wie sich Menschen im Sommer die Novemberkälte vorstellen. Weil sie nur ein Shirt, kurze Hosen und einen Pullover tragen, weil sie vergessen haben, wofür sie wärmende Kleidung brauchen sollten.
Und später dann, weil du die Zeit hast zu bleiben, bleibst du. Und du nimmst dir die Zeit, um den Berg weiter hinauf zu laufen, bis du vor einem Schild stehen bleibst, auf dem du im Nationalpark willkommen geheißen wirst. Und du liest weiter, dass du verpflichtet bist, es ist keine Bitte, die Überwachungskamera unterstreicht das eindeutig, acht Złoty Eintritt zu zahlen.
Und du lächelst und erinnerst dich an dein Lächeln, als du zum ersten Mal an der Ostsee einen Automaten gesehen hast, in den du Geld werfen solltest, als seist du ein zu parkendes Auto. Doch hier, du siehst nur Bäume und Gräser und Pilze und herumliegende Äste und kleine und große Steine und hier und da liegt altes Laub herum, hier gibt es keinen Automaten oder jemanden, der dich abkassieren könnte, wie im tibetischen Hochland auf dem Weg zur Quelle des Huanghe oder wie in Karpacz oberhalb der Wang-Kirche.
Also schaust du dich noch einmal um und gehst weiter den Berg hinauf, denn alles Wesentliche, glaubst du einmal gehört oder gelesen zu haben, alles Wesentliche in der Geschichte der Menschheit habe sich auf Bergen oder auf Hügeln abgespielt.