24.04.2022 (ML)

irgendwo im norden, auf einer insel, weit weg von allem, wind, sonne, manchmal hagel, hier und da läuft ein pferd über die wiese. während ich allein in der ältesten kirche dieser insel sitze und allte fresken betrachte, denke ich an die alten erklärungen für unfassbare gewalt, dir mir hier in bunten farben angeboten werden, die gerechtigkeit wird im himmel wiederhergestellt. es war kurz vor ostern. das letzte abendmal. die kinder verlangten nach mehr eis.

später, wieder mitten im land, weit weg von der insel. wieder mitten drin und doch so weit weg. ich schaue mir die fotos von m. an. vor jahren haben wir uns eine wohnung geteilt, nun packte sie kurzer hand ihre kameras, zog sich eine schusssichere weste über und ist seit februar in ihrem alten land unterwegs, macht bilder, schreibt texte und sagt, sie müsse bleiben.

im park trinke ich kaffee mit k., die fast genauso lange hier ist wie m. dort. sie kam mit einer tasche an, ihre wohnung in kyiv gibt es nicht mehr. wir schauen in die sonne und sie erzählt und lacht.