03.01.2023 (ML)

das neue jahr ist da, es kam unerwartet leise hinein, durch die warme nacht des kleinen ortes am see. wir saßen am feuer und vergaßen es fast – doch dann hörten wir weit draußen die wirklichkeit krachen und öffneten eine neue flasche schnaps. heimische äpfel.

die wirklichkeit ist manchmal gespenstisch leise, denke ich, als ich dann später in einem noch leiseren dorf stehe, umgeben von musterbauten des deutschen reiches, erbaut im dritten bis fünften jahr. das alte dorf wurde damals komplett ausgelöscht. ich stehe da und kriege kaum luft. die inschriften der häuser sind frisch renoviert und am ende des ortes verschwört sich einer in einer kruden mischung aus gewaltfantasie und mysogenie gegen fast alle(s). die wirklichkeit wird noch leiser und ich schnappe noch fünf kilometer weiter  nach luft, denn in der hängt hier ganz schön viel.

es ist noch sekt da für das frisch geschlüpfte jahr, die zahl ist unruhig und das wetter viel zu mild, die züge fahren nicht, wir stranden in nirgendwo und vivien westwood ist tot.