alle suchen kafka hier, fast alle. manche zwischen den zeilen, manche unter den fassaden, in straßen und gassen, wo sie noch eine spur, einen hauch zu finden hoffen, sie setzen sich ins kafka hummus cafe, kaufen taschen, t-shirts und kühlschrankmagneten, allen ernstes, warten mit gezuckten kameras, bis sich hinter einem einkaufszentrum ein riesiger alukopf endlich dreht, suchen sein grab auf oder das cafe arco, wo heute ein selbstbedienungsrestaurant ist, da sitzen sie dann, am tisch mit der enttäuschten, erschöpften sucherei bei pommes und überbackenem käse. das spült auch kein böhmisches bier weg. doch kafka lebt! natürlich. und wo sonst als in der prager metro. es gibt da eine station, die den meisten suchenden entgehen mag: ládví. unscheinbar, fast am ende der welt, auf jeden fall weit von jener von damals entfernt, umgeben von beton und platten. aber genau dort, dort lässt er sich hier und da blicken, stets in schwarz gekleidet will er unter keinen umständen die tiefen der halle verlassen. er, der sehr gut tschechisch verstand, wusste sehr wohl, dass er ein vogel war und blieb. ein krächzendes lachen und eine verlorene schwarze feder am boden, mehr nicht. kavka heißt dohle und fürchtet das tageslicht.