01.08.2023 (ML)

zurück in der sogenannten mitte, wo, nur weil es seit tagen regnet, alles ganz anders zu sein scheint. das haus zum beispiel ist in der zwischenzeit – wie lang war sie denn eigentlich? – ganz leer geworden, kein einziges fenster leuchtet, wenn ich nachts davor stehe, ich habe es auch von hinten probiert, nichts. dennoch passieren merkwürdige dinge: scheinbar unbedeutende gegenstände bewegen sich durch das leere treppenhaus, ein rundes gelbes feuerzeug zum beispiel, gestern lag es noch auf der zweiten treppe von unten, im ersten stock, heute morgen dann auf dem vergessenen fußabtreter vor einer der leeren wohnungen. da stand gestern noch ein schwarzer regenschirm, lässig an der wand gelehnt, heute war er weg, genauso wie die volle zweiliter-tetrapack-saftmischung. der riesige leere blumentopf hingegen ist vom hof ins treppenhaus gewandert, er steht von der anderen tür. wie ist das alles zu deuten?

dessen ungeachtet tut man, wer auch immer er ist, als hätte sich nichts geändert, als würde sich nichts ändern und nichts passieren: alle namen stehen auf den klingelschildern und briefkästen (die befüllt und geleert werden), ein schweigsamer bärtiger mann im roter t-shirt wischt regelmäßig das haus von oben nach unten und hinterlässt eine künstliche lavendelwolke im haus. er grüßt mit einem kopfnicken. fahrräder stehen mit schlössern versperrt an ihrer stelle im flur, alle mülltonnen sind noch da (und werden befüllt und geleert) und im freisitz nebenan wird lauthals gelacht, klirren gläser und schabt besteckt über geleerte teller.