immer noch 17.6. (KS)

es ist so traurig. den ganzen Tag schaue ich hinunter auf den Stand, der bis zur Mittagszeit immer größer geworden ist. es kam noch ein Gestell dazu, noch ein Zeltdach, noch ein Regal. noch mehr Krimskram. der hat nicht aufgehört zu wachsen. der Stand hat den ganzen Platz ausgefüllt. es kamen Plüschtiere und Ledergürtel dazu, die sicherlich nicht aus Leder sind. Teppiche und Badeanzüge und Perücken und Wanderstöcke und Backöfen und riesige Eimer und, natürlich, Glubschis, die, natürlich, keine echten Glubschis sind. und dann hörte es wieder auf. der Stand wurde nicht mehr größer. eine Weile passierte gar nichts. es kam auch keine Kundschaft. als wäre die Zeit stehengeblieben. dann kam eine alte Frau vorbei und schaute sich ein paar Sachen an, bevor sie weiter zog. doch die allerallerallermeisten Menschen zogen vorbei, ohne sich eine einzige Ware anzuschauen. gegen 15 Uhr fingen die Männer an, die Waren wieder wegzuräumen und die Regale, Gestelle und Dächer wieder abzubauen. wo fahren sie dann hin, die drei Männer mit ihren ganzen Sachen, die niemand braucht und niemand haben will?

jetzt sind sie weg. jetzt ist der Platz wieder leer.

der Leierkastenspieler ist auch weg, aber er war sowieso nur kurz da, nur so ein paar Stunden. er stand stillschweigend da und drehte und drehte und es kam Musik aus dem Kasten heraus. zu einem Lied versuchte er mitzusingen. „Ring of Fire“ von Johnny Cash. aber er kannte den Text nicht so wirklich bzw. konnte offensichtlich kein English und summte mehr als er sang.