sachsen vor der wahl. wir fahren mit dem fahrrad nach leipzig zurück, über das sogenannte land, sächsische land, umland. sechzig kilometer lang, sobald die wege nicht mehr durch wald und wiesen führen, sondern auf landstraßen, hängt über uns eine ganz physisch wahrnehmbare bedrohung, ein flut aus einheitsblau. das erste mal lesen wir die sprüche mit, jeden einzelnen, an dem wir vorbeiradeln, und jedes mal schnürt uns etwas unsichtbares den hals, den ganzen körper zu, jedes mal ein bisschen mehr, enger. als wir dann endlich den leipziger osten erreichen und in eine ganz andere welt hineinplatzen, gewinnen wir zwar mit erleichterung wieder den boden unter den füßen, jedoch mit dem wissen, dass die wasser weiter steigen, dass auch dieser boden womöglich eine illusion ist. an die wir aber glauben (wollen) (müssen). denke ich. und suche derweil angestrengt nach meiner eigenen illusion, an die ich noch glauben wollen kann.